Non mihi sed posteris
Non mihi sed posteris

Die Geschichte von Neu Semershof

Wie für viele adligen Familien östlich der Elbe, ob in Brandenburg, Pommern, Schlesien, Westpreussen, Posen und Ostpreussen, war der Verlust der Heimat und der Verlust von Grund und Boden nicht nur ein materieller Verlust sondern insbesondere auch ein ideeller Verlust. So waren diese Länderein teilweise seit mehr als 600 Jahren in Familiebesitz der Familien.

 

"So prägten die Menschen das Land und das Land die Menschen" und es bestand eine ganz besondere Symbiose zwischen Mensch und die von den Menschen geprägte Landschaft.

 

Dies war für die adligen Familien in den drei baltischen Ländern Estland, Livland und Kurland nicht viel anders, waren es doch deren Vorfahren, die das Land teilweise eroberten, urbar und zu der Kulturlandschaft prägten, die es Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen war.

 

Die Baltischen Ritterschaften und deren Familien standen Anfang des 20. Jahrhunderts für Fortschritt, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Baltikum. Die von den Baltischen Ritterschaften beschlossenen und umgesetzten Massnahmen zur nachhaltigen Entwicklung des bäuerlichen Raums, prägen bis heute die Kultur, Bildung, Nationalgefühl und Infrastruktur des Baltikums und seiner Völker.

 

So war man zwar Baltendeutscher und fühlte sich den deutschen Wurzeln und der Kultur verbunden, aber im Herzen war man doch mehr Balte als Deutscher und fühlte sich in Verantwortung zur Heimat und den vielen auch kleinen baltischen Nationalitäten. So entstand unter der Verwaltung der Ritterschaften eine einzigartige und fortschrittliche Kulturlandschaft im Herzen Europas.

 

Der Verlust dieser Symbiose haben viele der Familien bis heute nicht überwunden, zwar ist bei vielen der Bezug zum Land und der eigenen Geschichte verloren gegangen, doch fühlen sich viele auch der Nachkommen heute noch entwurzelt. 

 

"Viele Baltendeutsche, die dort noch geboren sind, sind zwischenzeitlich verstorben, viele der Geschichten, die das Land und die Menschen prägten sind verstaubt und nur noch in Archiven nachzulesen, aber die unbegründbare verbrogene Sehnsucht der Nachkommen nach diesem Land besteht bis heute.

 

Daher ist die Geschichte von Neu Semershof meinen Kindern gewidmet die in die alte neue Heimat zurückkehrten und nun von dem Gefühl der inneren Leere der vorherigen Generationen befreit worden sind. Es ist aber auch im Gedenken an unsere Vorfahren, da wir auch in Symbiose mit unseren Ahnen stehen und als Nachkommen deren Traumata überwinden müssen.

 

Es soll aber auch all denen Vorbild sein und helfen Mut zu fassen, die bisher die Courage nicht hatten sich selbst zu erkennen und auf der Rückseite des Spiegels standen -  Non mihi sed posteris!"

 

                                                                                                     Oliver von Wolff

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